Dynamische Stromtarife – sinnvoll oder nicht?

Was sind dynamische Stromtarife?

Dynamische Stromtarife sind ein relativ neues Preismodell, bei dem sich der Strompreis je nach Tageszeit und Marktsituation ständig ändert. Anders als bei herkömmlichen Tarifen mit festen Preisen schwanken die Kosten hier stündlich oder sogar viertelstündlich, basierend auf den aktuellen Preisen am Strommarkt . Die Preise für den nächsten Tag werden im Voraus bekannt gegeben, sodass Verbraucher ihre Stromnutzung entsprechend planen können .

Begrenzte Steuerungsmöglichkeiten im Haushalt

Ein wichtiger Aspekt bei der Bewertung dynamischer Stromtarife ist die tatsächliche Flexibilität im Haushalt. Die Realität zeigt: Die meisten Haushaltsgeräte lassen sich zeitlich kaum verschieben. Waschmaschine, Trockner und – falls vorhanden – das Elektroauto sind praktisch die einzigen steuerbaren Verbraucher . Andere wichtige Stromverbraucher wie Kühlschrank, Beleuchtung oder Unterhaltungselektronik müssen dann genutzt werden, wenn sie gebraucht werden – unabhängig vom aktuellen Strompreis.

Die PV-Anlage als Alternative

Für Haushalte mit einer Photovoltaikanlage stellt sich die Situation anders dar. Diese decken ihren Strombedarf bereits größtenteils durch die eigene Solarstromerzeugung ab. Die Optimierung des Stromverbrauchs erfolgt hier bereits durch die Anpassung an die eigene Solarstromerzeugung , wodurch der potenzielle Mehrwert eines dynamischen Stromtarifs deutlich sinkt.

Die Wahrheit über negative Strompreise

Ein häufig genutztes Verkaufsargument für dynamische Tarife sind die gelegentlich auftretenden negativen Strompreise. Was dabei oft verschwiegen wird: Auch bei einem negativen Börsenstrompreis fallen weiterhin Steuern, Abgaben und Netzentgelte an . Diese fixen Komponenten machen einen erheblichen Teil des Strompreises aus, sodass der Endverbraucher auch bei negativen Börsenpreisen noch zahlen muss.

Die Speicher-Problematik

Einige Anbieter werben damit, dass man bei niedrigen Preisen den Stromspeicher füllen und bei hohen Preisen wieder ins Netz einspeisen könnte. Diese Rechnung geht jedoch meist nicht auf:

  1. Die Batterieabnutzung durch zusätzliche Ladezyklen verursacht Kosten
  2. Die Einspeisevergütung liegt meist unter den Gesamtkosten (inklusive Steuern und Abgaben) für den Strombezug
  3. Der Wirkungsgrad des Speichers führt zu zusätzlichen Verlusten

Das Risiko hoher Preisspitzen

Ein oft unterschätztes Risiko sind extreme Preisspitzen. Während niedrige Preise gerne beworben werden, können die Preise in Spitzenzeiten auch deutlich über 1 Euro pro Kilowattstunde steigen. Verbraucher, die in solchen Zeiten nicht flexibel sind, zahlen dann deutlich mehr als bei einem klassischen Festpreistarif.

Fazit

Dynamische Stromtarife sind ein interessantes Konzept zur besseren Integration erneuerbarer Energien ins Stromnetz. Für die meisten Privathaushalte überwiegen jedoch aktuell die Nachteile:

  • Die Steuerungsmöglichkeiten im Haushalt sind begrenzt
  • Die versprochenen Einsparpotenziale werden durch fixe Preiskomponenten stark eingeschränkt
  • Das Risiko von Preisspitzen kann zu höheren Kosten führen
  • Für PV-Anlagenbesitzer ist der Mehrwert besonders gering
  • Die Nutzung von Speichern zur Preisoptimierung rechnet sich meist nicht

Bevor man sich für einen dynamischen Stromtarif entscheidet, sollte man daher das eigene Nutzungsverhalten und die tatsächlichen Einsparmöglichkeiten genau analysieren. Für die meisten Haushalte dürfte aktuell ein klassischer Festpreistarif die bessere Wahl sein.

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